Handwerk auf Fischland-Darß-Zingst
Von Eisseglern über Reetdächern bis zum Gold des Nordens
Eissegeln - Das Winter-Highlight der Region
Nur selten bekommen die eissegelverrückten Fischländer die Möglichkeit ihre traditionellen Segelschlitten auf den gefrorenen Bodden zu bringen. Das Wetter muss nämlich ganz genau passen: die Eisflächen müssen lange genug gefroren haben und der Wind muss "passen".
Die Eissegel-Zentren sind Althagen (Ortsteil des Ostseebades Ahrenshoop) und Wustrow. Der Grund dafür sind die günstigen Bedingungen - niedriges Wasser, kaum Strömungen, also ruhige Buchten, die gut zufrieren. Gelegentlich sind auch in Wieck und Dierhagen einige Eissegler zu sehen.
Die "Schlitten" wurden meist von heimischen Schiffszimmerleuten und Fischern gefertigt. Das Deck ist aus Nadelholz, die Kufen bestehen aus Eichenholz, welches mit Eisen eingefasst ist. Mast und Takelage stammen oft von den kleinen Fischerbooten.
Verwendung fanden diese Schlitten hauptsächlich in der Personen- und Lastenbeförderung. So wurden Schweine, Kartoffeln, Fisch nach Ribnitz gebracht, der eine oder andere Wintergast fand so den Weg aufs Fischland. Da Straßen und Wege in den Wintermonaten unpassierbar waren und die einzige Möglichkeit auf die Halbinsel zu gelangen der Weg über das Eis war, hatte diese Transportmöglichkeit eine große Bedeutung für die Einheimischen. Die ältesten noch erhaltenen Segelschlitten in der Region sind ca. 100 Jahre alt. Der heutige Bestand in den Boddendörfern Alt- und Niehagen (Ortsteile des Ostseebades Ahrenshoop) beträgt etwa 27 Schlitten, wobei sich nicht alle in fahrtüchtigem Zustand befinden.
Das Rohrdachhaus - traditionelle Dachform im Norden
Rohr (oder auch "reet") bezeichnet das an Ufern oder auf sumpfigem Gelände wachsende Schilfrohr, das vielerorts an der Küste in getrocknetem Zustand zur Dacheindeckung verwendet wird. Rohr bzw. Schilf war eines der ersten Bedachungsmaterialien der sesshaft gewordenen Menschen, besonders wegen seiner Eigenschaften als Wasserpflanze und lokalen Verfügbarkeit, denn Schilfrohr ist beispielsweise in der Region Fischland-Darß-Zingst vielerorts gewachsen.
Ein Rohrdach kann auf drei verschiedene Arten hergestellt werden: als geschraubtes, genähtes oder gebundenes Dach. Das Rohr wird in geschnürten Bündeln geliefert, auf den Dachlatten verteilt und dann so verschoben, dass die unteren Halmenden eine schräge einheitliche, durchgehende Fläche bilden. Die Wurzelenden des Schilfs zeigen zum Boden. Die erste Schicht, die sog. Traufschicht, wird unter Spannung durch die Bindung am Dach gehalten. Die Spannung erhält die sogenannte Deckung dadurch, dass die Auflagekante an der Traufe fünf bis sieben Zentimeter höher liegt als die Dachlattenebene. Bei den gebundenen und den geschraubten Dächern wird ein Haltedraht (Schacht) auf die zirka einen Meter breiten und 10–20 cm starken Lagen gelegt und durch einen geschraubten oder gebundenen Draht auf die Lage gedrückt. Mit einem Klopfbrett werden die Lagen "hochgeklopft" und in Form gebracht. Dies wird Lage für Lage bis zum Erreichen des Dachfirsts fortgeführt.
Ein Reetdach hält durchschnittlich 30 bis 50 Jahre. Rohrdachdecker-Handwerk erfordert großes fachliches Können. Im Dezember 2014 wurde das Handwerk deshalb als eine von 27 Kulturformen in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes durch die Kultusministerkonferenz aufgenommen.
Bernstein - Das "Gold des Nordens"
Bernstein wird auch als „Gold des Nordens“ bezeichnet und spielt in der Region Fischland-Darß-Zingst eine große Rolle. Ribnitz-Damgarten ist die Bernsteinstadt und dort ist auch das Deutsche Bernsteinmuseum und die Bernsteinschaumanufaktur (Ostsee-Schmuck GmbH) beheimatet. Alljährlich findet das Bernsteinfest statt und eine Bernsteinkönigin wird regelmäßig gekürt.
Im Deutschen Bernsteinmuseum im Kloster der Stadt Ribnitz-Damgarten befindet sich nicht nur die größte Bernsteinausstellung Europas. In einer Ausstellung mit 1.600 Exponaten werden zahlreiche Aspekte der Natur- und Kulturgeschichte des Baltischen Bernsteins gezeigt. Einmalige Bernsteineinschlüsse und wertvolle Bernsteinkunstwerke des 16. und 17. Jahrhunderts sowie künstlerische Bernsteinarbeiten der Gegenwart sind die besonderen Attraktionen des Museums.
Für Kinder gibt es den Aktionsbereich KinderBernsteinland. Hier kann der Bernstein selbst bearbeitet werden und nebenbei gibt es viele Informationen zum Thema Bernstein.
Die traditionsreichste Bernsteinmanufaktur ist die Ostsee-Schmuck GmbH, die seit den 50er Jahren besteht. Die Manufaktur beherbergt eine Verkaufsgalerie mit der größten Bernsteinschmuck-Verkaufsausstellung Europas. Neben ausgewählten und seltenen Schmuckstücken der Bernsteinkunst können auch alle anderen Ausstellungsstücke erworben werden. Bei einem Rundgang durch die Manufaktur werden die einzelnen Arbeitsschritte in der Herstellung von Bernsteinschmuck präsentiert.
Töpfereien & Keramik in der Region
Töpfern, Gebrauchskeramik oder humorvolle „Stehrümchen“ – in der Region Fischland-Darß-Zingst wird in vielen Ateliers und Werkstätten mit Ton gearbeitet. Jede Keramikerin und jeder Keramiker verfolgt eigene kreative Ansätze in Form und Farbe, wodurch alle Werkstätten ihren eigenen Charakter haben. Eine der bekanntesten und traditionsreichsten Reihen ist die „Fischlandkeramik“, 1956 begründet von Wilhelm Löber und bis heute durch seinen Sohn Friedemann weitergeführt. Keramiken von der Halbinsel und dem Küstenvorland sind beliebte Souvenirs und schöne Erinnerungen an den Urlaub. Wer möchte kann aber auch selbst aktiv werden und in einem Kurs lernen, wie aus Ton, Wasser und etwas Kraft eigene Werke entstehen können.